"Wie geht es Ihnen?"
"Danke, ganz gut."
"Und, was machen die Kinder?"
"Die gedeihen prächtig. Fressen einem die Haare vom Kopf."
"Ja, ja. Und heute ist schon wieder Regen angesagt."
"Wem sagen Sie das."

Oh nein, werden Sie nun denken, ihr fällt nichts mehr ein. Sie schreibt über das Wetter.

Ja, ich schreibe über das Wetter. Es ist allgegenwärtig, kann Situationen zuspitzen, innere Konflikte untermalen, Figuren in Gefahr bringen oder ihnen das Leben retten.

Diese Nacht hatten wir ein lautloses Gewitter über dem Meer.
Ich stand wie Gott mich schuf auf dem Balkon. Der Wind war stark, aber warm und der schwarze Himmel hinter den Wolken, weit, weit entfernt über dem Ozean, erhellte sich alle paar Sekunden. Kein Donnergrollen, kein Regen, keine Kälte - nichts, was ich mit einem Gewitter in Deutschland vergleichen könnte. Ein Schauspiel, das ich nie vergessen werde.

Heute früh fiel mir dann auf, dass die Figuren in meiner Trilogie zwar mit Sonne, Regen, Nebel, Sturm und Schnee zu kämpfen haben, aber nicht mit einem gewaltigen Gewitter.

Ob ein Landstrich, ein Wald in Brand gerät? Ob ein Protagonist trotz lebenswichtiger Eile sich weigert weiter zu gehen, weil sein Urgroßvater von einem Blitz getötet wurde? Ob der Bote mit einer entscheidenden Nachricht meine Helden aufgrund eines tosenden Gewitters nicht mehr erreicht? Ob die Figuren in einer Höhle Schutz suchen müssen, obwohl sie wissen, dass dort etwas auf sie lauert?

Was wären meine Geschichten ohne das wahre Leben ...