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Vampire in der Literatur

Von Silke Klaus

Interview With The Vampire by Solofotones via Attribution Engine. Licensed under CC BY-NC-SA.Was ist so interessant an der Figur des Vampirs, dass er die Menschheit seit Jahrhunderten ... ach, Jahrtausenden fasziniert? Ist es die Unsterblichkeit und dass er nahezu unbesiegbar ist? Die Stärke? Das in den meisten Fällen gute Aussehen und die Gefahr, die von ihm ausgeht?

Die Definition von "Vampir" lautet kurz so:

Ein Vampir ist im Volksglauben und in der Mythologie eine blutsaugende Nachtgestalt. Dabei handelt es sich meist um einen wiederbelebten menschlichen Leichnam, der sich von menschlichem oder tierischem Blut ernährt und – je nach Kultur und Mythos – mit verschiedenen übernatürlichen Kräften ausgestattet ist. (Quelle: Wikipedia)

Also so verlockend klingt das eigentlich auch nicht. Und trotzdem ... immer wieder gibt es Menschen, die sich für den Mythos Vampir interessieren. Ganz besonders verbreitet war und ist der Glaube an Vampire in Osteuropa.

Kein Wunder also, dass der Schriftsteller Bram Stoker seinen Roman "Dracula" dort angesiedelt hat und der wohl berühmteste aller Blutsauger aus den Karpaten im rumänischen Transsilvanien stammt.

Der wohl berühmteste Vampir: Graf Dracula

Ich behaupte ja, ohne Graf Dracula würde es heute so manchen literarischen Vampir gar nicht geben.

John Polidori, Bild: F.G. Gainsford (floruit 1805-1822) [Public domain], via Wikimedia CommonsAber schon vor Stoker hat der Engländer John Polidori, Leibarzt des Dichters Lord Byron, mit "Der Vampyr" um den dunklen Lord Ruthven eine gelungene Vampirgeschichte geschrieben.

Aubrey, ein junger Engländer, begegnet in der Londoner Gesellschaft Lord Ruthven, einem mysteriösen Edelmann, der zunächst als ein perfekter Gentleman mit besten Manieren und äußerstem Zartgefühl erscheint. Aubrey umwirbt den Lord und begleitet ihn schließlich nach Rom. Seine Vormünder teilen ihm brieflich mit, dass der Lord einen höchst zweifelhaften Charakter offenbart hat, was auch im Nachhinein in London zutage getreten ist. Deshalb bitten sie ihn, Lord Ruthven zu verlassen. Von Rom aus reist Aubrey alleine weiter, nachdem er glaubt, verhindert zu haben, dass Ruthven die Tochter
eines gemeinsamen Bekannten verführt. Als Ruthven bei einem Überfall tödlich verletzt wird, nimmt er Aubrey das Versprechen ab, den Edelmann mindestens ein Jahr nach seinem Ableben nicht mehr zu erwähnen. Als Aubrey wieder nach London kommt, berichtet ihm seine Schwester, dass sie heiraten wird. Entsetzt muss Aubrey dann feststellen, dass dieser Earl of Marsden niemand anders als Lord Ruthven ist ...

Die Entstehung dieser Geschichte ist genauso faszinierend wie Polidoris Erzählung selbst. Im Jahr 1816 verbrachten vier Menschen ihren Sommer am Genfer See und in einem dichterischen Wettstreit erfanden sie Geistergeschichten: Lord Byron und sein Leibarzt John Polidori, Mary Shelley und ihr späterer Mann Percy. Hier hatte Mary die Idee zu "Frankenstein", während Polidori "Der Vampyr" begann und es hieß, dass Lord Ruthven sehr viele Züge seines Arbeitgebers Byron erhielt. Was Polidori aber nie offiziell bestätigte.

Vlad III. Drăculea, Bild: FrigeEnterprises (Own work) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia CommonsUnd auch J. Sheridan Le Fanu hat im Jahr 1872 mit "Carmilla" einen Meilenstein des Genres geschaffen und außerdem Stoker zu seinem "Dracula" inspiriert. Die Geschichte spielt in der Steiermark und dort begann auch die ursprüngliche Version von "Dracula". Schließlich strich der Autor diesen Teil aber wieder. Als "Draculas Gast" wurde er später wiederveröffentlicht. Man findet die Kurzgeschichte u. a. in "Denn das Blut ist Leben" einer Sammlung, die der Festa-Verlag auf den Markt brachte.

Bram Stoker verlegte den Beginn von "Dracula" nach Osteuropa und Transsilvanien wurde es wohl deshalb, weil der Autor die historische Figur des walachischen Fürsten und Feldherrn Vlad Draculea als Vorbild für seinen Grafen Dracula nahm. Bis heute ist er damit untrennbar verbunden. Ebenso wie die sogenannte "Blutgräfin" Bathory. Er recherchierte ausgiebig das Thema Vampire und stieß in alten Legenden auf Dinge wie Knoblauch, pfählen, Sonnenlicht vermeiden, Blut trinken, usw.